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RobotFramework, checkMK

Nein, in dieses Flugzeug steige ich nicht!

 November 6, 2020

By  Simon Meggle

Was hat eine Erfindung von Airbus damit zu tun, wie Du Deine Applikationen überwachst? Airbus reichte im Dezember 2013 beim US-Patentamt eine außergewöhnliche Erfindung ein. Man muss keine Flugangst haben, damit sich einem die Nackenhaare aufstellen.

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Die Erfindung wurde am 26. Juni 2014 unter dem Aktenzeichen "20140180508" veröffentlicht:

https://pdfaiw.uspto.gov/.aiw?docid=20140180508

Es geht dabei um eine völlig neue Bauart des Cockpits in Passagierflugzeugen. Das besondere:

Cockpitfenster? Fehlanzeige.

Wenn es nach Airbus geht, soll der Pilot der Zukunft auf ein Rundum-Display blicken. Dieses Display kombiniert die Bilder von Außenkameras mit den Informationen, die normalerweise an den Instrumenten abzulesen sind:

Grundsätzlich doch keine schlechte Sache, oder?

Die Erfindung wurde damals heiß diskutiert. Zu einem Protypen kam es nie.

Meine Meinung: gut so. Ich jedenfalls möchte in keiner solchen "Passagierdrohne" sitzen.

Die Patentanmeldung hat natürlich insofern ihre Berechtigung, als das Rundum-Display einen enormen informativen Mehrwert für den Piloten liefern würde (sonst wäre sie ja das Papier nicht wert).

Ich möchte aber auf etwas anderes hinaus: nämlich auf das, was Dir Dein Bauchgefühl sagt, wenn Du Dir vorstellst, als Pilot in diesem Display-Cockpit zu sitzen.

Frage an Dich: Wie "beruhigend" ist für Dich die Vorstellung...

  • dass die Sicht auf das, was Dich bei 900km/h umgibt (und Dir evtl. entgegenkommt?) von einem IT-System berechnet wird?
  • dass diese generierte Sicht die einzige Datenquelle ist, die Du als Pilot für Entscheidungen über die Steuerung des Flugzeuges heranziehen kannst?

Das "fensterlose Cockpit" ist eine wichtige Metapher für die Informationslage im IT-Monitoring, genauer: bei der Überwachung von Applikationen.

Es ist gut, wenn Du als Pilot an den Instrumenten ablesen kannst, dass das Flugzeug eine kontrollierte Rechtskurve fliegt.

Es ist aber essentiell, dass Du aus dem Fenster blicken kannst und diesen Kurvenflug auch siehst.

Warum das?

Stell Dir einfach vor, die Instrumente zeigen einen Linksflug, während Du aber einen Rechtsflug siehst. Welcher Informationskanal wird gewinnen...?

Im Fall des IT-Monitorings ist es gut, dass Checkmk Dir die Lage bis OSI-Schicht 7 anzeigen kann - genau wie die Instrumente im Cockpit. Damit kommt man schon weit.

Es ist aber essentiell zu wissen, wie sich Anwendungen wirklich, d.h. abseits der im Monitoring erfassten Werte verhalten.

Denn: ein Flugzeug soll fliegen und weich landen, Deine Applikationen sollen funktionieren und flüssig laufen.

Das ist Dein Job.

Ein Applikationstest ist wie der regelmäßige Blick aus dem Cockpitfenster - ein Blick auf die ungeschminkte Wahrheit:

  • Rechtskurve, Linkskurve
  • Applikation funktioniert, funktioniert nicht.

Ein Pilot beherrscht den "Instrumentenflug", d.h. wenn es sein muss, braucht er keine Sicht aus dem Fenster.

Applikationen im "Instrumentenflug" zu betreiben funktioniert auch. Es ist aber immer eine Wette darauf, dass immer nur die Fehler/Situationen auftreten, für die Monitoring-Checks existieren.

Und die Erfahrung zeigt: Murphys Law sorgt schon dafür, dass es irgendwann anders kommt. 


Nimm Dir einmal ein paar Minuten Zeit und schaue auf Deine Monitoring-Umgebung:

  • Was überwachst Du?
  • Was überwachst Du nicht?
  • Trifft die Metapher mit dem "fensterlosen Cockpit" auch auf Deine Umgebung zu?

Eine eher technische Betrachtung dieser "Monitoring-Lücke" findest Du übrigens in meinem Artikel Die Quadratur des Kreises.


Das manuelle, regelmäßige Testen (=Durchklicken) einer Anwendung ist aufwändig, skaliert nicht und ist einem Menschen nicht zuzumuten.

Hierfür gibt es Software-Roboter, welche immer wieder die gleichen Benutzeraktionen in und auf Applikationen ausführen. Das Zauberwort hier heißt "Testautomatisierung".

Das flexibelste und leistungsfähigste Tool hierfür heißt "Robot Framework" und ist sogar noch Open Source.

Die Testergebnisse von Robot Framework lassen sich nahtlos in das Monitoring-System Checkmk integrieren; hierfür habe ich das Modul RobotMK programmiert (ebenfalls Open Source). RobotMK lässt sich komplett über die Web-Oberfläche von CheckMK/WATO konfigurieren und ist damit äußerst benutzerfreundlich.

Simon Meggle


Selbständiger und unabhängiger Spezialist für die Themen IT-Monitoring (CheckMK), End2End-Testing/Testautomatisierung (RobotFramework) und Datacenter-Automatision/Ansible. Maintainer des RobotMK-Projekts (robotmk.org).

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